Unsere pädagogische Arbeit nach Early Excellence
Was ist Early Excellence?
Die Engländerin Margy Whalley, Direktorin des Pen Green Centre in Corby (1980) hat den Early Excellence-Ansatz maßgebend geprägt. Nicht die Quantität von Angeboten bestimmt die Arbeit, viel mehr steht die konsequent positive Grundhaltung Kindern, Eltern und Mitarbeiter*innen gegenüber im Mittelpunkt. Die Angebote orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen von Familien, unabhängig von ihrer sozialen bzw. kulturellen Herkunft. Das heißt konkret:
„Den Blick auf die Stärken und Potenziale der Kinder zu richten, dies zu dokumentieren und dann auch noch zur Grundlage mit Eltern machen“. (Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller, Direktorin des Pestalozzi-Fröbel Haus)
Early Excellence ist kein Elitebegriff, sondern geht davon aus, dass jedes Kind, jeder Mensch exzellent ist und sich seinen Fähigkeiten entsprechend entwickeln kann. Mit dieser Haltung werden Grundlagen geschaffen, dass auch Kinder aus prekären Verhältnissen ihren Platz in der Gesellschaft finden. Dazu gehört vor allem die Zusammenarbeit mit Eltern, die ermutigt werden, die Bildungsprozesse ihrer Kinder zu begleiten
Das „Drei Säulen-Prinzip“ des EE
1. Säule: Jedes Kind ist exzellent
Diese Aussage klingt selbstverständlich. Dennoch sehen Eltern (aber auch pädagogische Fachkräfte) zunächst oft, was das Kind (noch) nicht kann.
Die entscheidende Grundhaltung des EE ist es, Kinder in einem positiven Licht zu betrachten.
Im Alltag bedeutet das, Eltern und Erzieher*innen erkennen, womit sich das Kind aktuell gerne beschäftigt. Diese Interessen werden gesehen und bestärkt. Dies geschieht ohne die Kinder dabei anzutreiben. Dazu wird in der Einrichtung ein vielseitiges Lernen ermöglicht, Selbstbildungs-Prozesse angeregt und der Forscherdrang unterstützt. Die ressourcenorientierte Beobachtung von Kindern nimmt in diesem Prozess eine Schlüsselrolle ein.
2. Säule: Eltern sind die Experten ihrer Kinder
In der Zusammenarbeit zwischen pädagogischem Fachpersonal und Eltern geht es um einen gleichwertigen Dialog. Den Eltern werden die individuellen Lernprozesse ihrer Kinder anhand von Beobachtungen gezeigt und gemeinsam reflektiert.
Durch zahlreiche Formen der Zusammenarbeit mit den Eltern, wie z.B. Hausbesuche, Eingewöhnungszeit, Tür- und Angelgespräche und einem Eltern-Café entsteht eine gute Bindung und Beziehung.
Eltern haben durch diesen Kontakt auch die Möglichkeit, sich aktiv bei der Arbeit in der Einrichtung einzubringen.
3. Säule: Einrichtungen öffnen und vernetzen sich
Anknüpfend und aufbauend auf den ersten beiden Säulen basiert die Idee, den Familien in der Einrichtung ein vielfältiges und auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Angebot anzubieten. In Vernetzung mit den Partnern im sozialen Umfeld kann ein optimales Angebot geschaffen werden, das die Familien unterstützt.
Grundsätze des ethischen Codes
Neben den vorangegangenen Prinzipien gibt es im ethischen Code des Early-Excellence-Ansatzes folgende Grundsätze, nach denen das Handeln aller Mitarbeitenden ausgerichtet ist:
1. Positive Grundeinstellung gegenüber Kindern, Familien und Mitarbeiter*innen.
2. Etablierung einer Vertrauensbasis gegenüber allen Beteiligten
3. Konsequente Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen von Kindern und Eltern
4. Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und Haltung
5. Informationen und Dokumentationen sind für alle verständlich und werden zur Verfügung gestellt
Pädagogische Strategien
- die in der täglichen Arbeit umgesetzt und regelmäßig reflektiert werden
Sanfte Intervention: Warten und Beobachten in respektvoller Distanz.
Kontextsensitivität: Den kindlichen Kontext kennen und fähig sein, seine früheren Erlebnisse einzubeziehen, damit Lernprozesse an Erfahrungen des Kindes anknüpfen.
Zuwendung durch physische Nähe und Mimik und damit Bestätigung des Kindes.
Das Kind ermutigen zu wählen und selbst zu entscheiden.
Das Kind dabei unterstützen angemessene Risiken einzugehen.
Das Kind ermutigen etwas zu tun, was den Erwachsenen im Ablauf selbst unklar ist. Das Kind bei diesem Experiment zu begleiten.
Wissen, dass die Haltung und die Einstellung des Erwachsenen das Kind beeinflussen.
Der Erwachsene zeigt, dass er und das Kind im Lernen Partner sind.
Theologische Gedanken zu den Strategien nach EEC
von Christine Stelling (Pfarrerin Weststadt Gemeinde)
Strategie 1: Sanfte Intervention: Warten und Beobachten in respektvoller Distanz
- Jedes Kind ist Geschöpf Gottes, einzigartig und wunderbar geschaffen. Von Gott bekommt es seinen eigenen besonderen Wert. Jedem Kind gebührt deshalb Respekt.
- Gott versichert uns in der Taufe seiner Begleitung. Wir dürfen auf diese Begleitung vertrauen. „Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Psalm 91, 11)
- Gott vertraut uns die Gestaltung der Welt an. Gott greift nicht von außen ins Geschehen ein, um uns von unseren selbst gewählten Wegen abzubringen. Unsere Erfahrungen sind wertvoll und bringen uns in der Entwicklung weiter.
Strategie 2: Kontextsensitivität: An frühere Erfahrungen und Erlebnisse des Kindes anknüpfen
- Christentum basiert grundlegend auf den Erfahrungen und Erlebnissen früherer Generationen, die im Alten und im Neuen Testament aufgeschrieben sind. Die kirchliche Tradition knüpft unter anderem im Jahresfestkreis an diese Erfahrungen an, hält sie lebendig und reicht sie damit in die Zukunft weiter.
- Der Apostel Paulus verkündigt kontextsensitiv und gibt den Ratschlag: “Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“ (1. Korinther 9,22)
Strategie 3: Zuwendung durch physische Nähe, Mimik und damit Bestätigung des Kindes
- Gott wendet sich den Menschen so sehr zu, dass er in Jesus Christus selbst Mensch wird.
- In Taufe und Abendmahl erfahren wir physisch die Zuwendung Gottes. Wir erleben körperlich, wie wichtig wir Gott sind und erfahren dadurch Bestätigung.
- Im Segen mit Handauflegung ist Gottes Begleitung ebenfalls physisch erfahrbar.
- Im Gebet wendet Gott uns seine Aufmerksamkeit zu und bestätigt damit die Berechtigung unserer Anliegen.
Strategie 4: Das Kind ermutigen zu wählen und selbst zu entscheiden
- Jeder Christ, jede Christin ist in der Verantwortung vor Gott frei, sich für seinen/ihren eigenen Weg zu entscheiden.
- Gott gibt uns mit den Geboten, den Worten der Propheten und dem Leben Jesu Hilfen, unsere Entscheidungen verantwortungsbewusst selbst zu fällen.
Strategie 5: Das Kind dabei unterstützen, angemessene Risiken einzugehen
- Gott beauftragt Menschen zu Handlungen und Wegen, die nach menschlichem Ermessen erst einmal unmöglich scheinen. Die Geschichten von Abraham, Sarah, Mose, Mirjam, Jona, Jesus und Paulus und vielen anderen zeigen uns, was mit Gott möglich ist.
- Geht etwas schief, und sei es durch bewusstes Fehlverhalten oder falsche Risikobewertung der Menschen, dann gibt es mit Gott dennoch weitere Wege.
Strategie 6: Das Kind ermutigen, etwas zu tun, was dem Erwachsenen im Ablauf selbst unklar ist. Das Kind bei diesem Experiment begleiten.
- Gott ermutigt den Menschen zum Handeln. Gott begleitet den Menschen dabei. Wir wissen nicht, ob Gott weiß, wie sich alles entwickelt. Wüssten wir es, wären wir selbst Gott.
- Entwickelt sich in der Welt etwas, was nicht mit unseren Plänen übereinstimmt, stellt sich die Frage “Wie kann Gott das zulassen? “. Die Antwort darauf kann bei durch Menschen verursachtes Leid lauten: „Um der Freiheit der Menschen willen“. Den Menschen diese Freiheit zum selbst gewählten Handeln zu lassen, ist wiederum Ausdruck göttlicher Liebe.
Strategie 7: Wissen, dass die Haltung und Einstellung des Erwachsenen das Kind beeinflussen
- Gottes Liebe zu uns Menschen ist bedingungslos. Das zeigt er in jeder Taufe und in jedem Abendmahl. Das eröffnet uns die Möglichkeit zu einem vertrauensvollen, mutigen Leben. Nur auf dieser Grundlage sind wir fähig, vertrauensvoll auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten. Denn Gott begleitet uns liebevoll.
Strategie 8: Der Erwachsene zeigt, dass er und das Kind im Lernen Partner sind
- Gott hat den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen. Das zeigt, wie wichtig der Mensch Gott ist.
- Weil Gott uns als Gegenüber ernst nimmt, ist er selbst in Jesus Christus Mensch geworden.
- Die Bibel berichtet davon, dass Gott „lernt“. Ihn kann das Übel gereuen (Jeremia 26,13) und Jesus lässt sich von dem Glauben der kanaanäischen Frau beeindrucken und umstimmen (Matthäus 15,21 ff).
Der positive Blick
Alle Beteiligten schauen auf die Stärken der Kinder und auch die der Eltern. Individuelle Begabungen werden gesehen, erkannt und der pädagogische Alltag angepasst. Das heißt konkret: Eine anregungsreiche, bewusst ausgewählte und abwechslungsreiche Umgebung ermöglicht einen selbstbestimmten Bildungsprozess.
Erziehungspartnerschaft
Durch weitere, zahlreiche Formen der Zusammenarbeit mit den Eltern, wie z.B. Hausbesuche, die Eingewöhnungszeit, Tür- und Angelgespräche, Eltern-Café ..., entsteht Bindung und Beziehung.
Eltern haben durch diesen Kontakt auch die Möglichkeit, sich aktiv in die Arbeit der Einrichtung einzubringen.
Quellen:
Early Excellence – Ein Programm für Deutschland Broschüre Heinz und Heide Dürr Stiftung
Pädagogische Strategien im EEC, Annette Lepenies Broschüre Heinz und Heide Dürr Stiftung
Schemas im Early Excellence, Katja Saumweber - Broschüre Heinz und Heide Dürr Stiftung
Das Berliner Modell, Christine Karkow und Barbara Kühnel, Pestalozzi Fröbel Haus