Hannover (epd). Erstmals in der Geschichte Niedersachsens sind am 13. Mai in Hannover die leitenden Theologen von 23 christlichen Kirchen zusammengekommen. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Marktkirche unterzeichneten sie gemeinsam das Dokument "Charta Oecumenica" für die Zusammenarbeit in Europa. "Wir in unserem Bundesland stehen als Kirchen zueinander", sagte die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann aus Hannover in ihrer Predigt. Dies werde durch die Unterzeichnung deutlich. Trotz aller Unterschiede predigten die Kirchen über denselben Jesus Christus.
In Niedersachsen habe sie stets Offenheit bei den verschiedenen Kirchen erlebt, sagte Käßmann: "Das ist eine gelebte Ökumene mit Respekt füreinander, für die ich dankbar bin und die wir heute wirklich feiern dürfen." In den Gemeinden erfahre sie immer wieder, dass die Ökumene an der Basis mit großem Engagement gelebt werde. Dies werde auch in Zukunft eine immer wichtigere Aufgabe sein, auch wegen des Dialogs unter den verschiedenen Kirchen.
Der größte Schmerz der ökumenischen Bewegung sei nach wie vor, dass das Abendmahl nicht miteinander gefeiert werden dürfe: "Das dürfen wir nicht einfach zu den Akten legen nach dem Motto: Da kann man nichts machen", sagte Käßmann als Bischöfin der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Dieses Anliegen müsse alle christlichen Kirchen immer wieder umtreiben, denn die Einheit sei durch die Bibel vorgegeben.
Die "Charta Oecumenica" wurde von der Konferenz Europäischer Kirchen und vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen als Selbstverpflichtung der Kirchen erarbeitet. Sie beschreibt die Aufgaben der Kirchen im sich vereinigenden Europa und enthält zwölf Leitlinien wie "miteinander beten", "Europa mitgestalten" oder "Völker und Kulturen versöhnen". Das Dokument, das als "ökumenischer Meilenstein" gilt, wurde 2001 in Straßburg auf europäischer und 2003 in Berlin auf deutscher Ebene unterzeichnet.
Die Charta wird im Mittelpunkt der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung vom 4. bis 9. September 2007 im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) stehen. Dann treffen sich rund 2.100 Delegierte aus ganz Europa. Zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Niedersachsen, die 1976 gegründet wurde, gehören 23 Kirchen mit zusammen rund 5,8 Millionen Mitgliedern. Vier weitere Kirchen haben Gaststatus. Die ökumenische Arbeit vor Ort wird von Arbeitskreisen in 21 Orten koordiniert.