Goslar (epd/mic). Die braunschweigische Landeskirche hat die Pläne zur Bildung einer evangelischen Kirche in Niedersachsen zurückgewiesen. Einen Zeitplan und ein Konzept dafür zu erarbeiten, sei derzeit nicht angebracht, heißt es in einem Votum, das die Landessynode am Freitag in Goslar nach einer lebhaften Debatte bei einer Gegenstimme beschloss.
Ein Reformausschuss der Konföderationssynode solle lediglich das Ziel verfolgen, die Kooperationsfelder der evangelischen Kirchen in Niedersachsen nachhaltig auf Grund belastbarer Daten zu erheben und für eine zukünftige gemeinsame Arbeit klare und vernünftige Strukturen zu entwickeln, ohne die Selbstständigkeit der einzelnen Landeskirche in Niedersachsen von vornherein in Frage zu stellen. Die Mitglieder des Kirchenparlaments sprachen sich zugleich für eine engere Zusammenarbeit der fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen aus. Dafür sollten klare und vernünftige Strukturen entwickelt werden.
Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber hatte bei der niedersächsischen Konföderationssynode im März eine Diskussion über einen Zusammenschluss der Kirchen angeregt. Der 1971 gegründeten Konföderation gehören neben der braunschweigischen Landeskirche auch die lutherischen Kirchen Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer an. Weber ist ihr Ratsvorsitzender. Bis zum 1. September sollte jedes Kirchenparlament sein Votum zu Verhandlungen über einen Zusammenschluss abgeben. Danach will die Konföderationssynode einen Reformausschuss bilden.
Weber äußerte sich nach der Abstimmung "hochzufrieden" über den Beschluss. "Genau das war die strategische Absicht, sie ist eins zu eins aufgegangen", sagte er. Der Bischof hatte in der Debatte für eine enge Kooperation mit den Nachbarkirchen geworben. Zentrale Aufgabe der Kirche sei es, den Menschen in den Gemeinden die christliche Botschaft weiterzusagen. Strukturen müssten sich dem unterordnen.
Die Arbeit in der Konföderation stagniere, sagte der Ratsvorsitzende. Es gebe ernsthafte Gründe, Synergieeffekte zu erreichen und Mehrarbeit zu vermeiden. Dies gelte vor allem für die Diakonie, die Publizistik, die Aus- und Fortbildung, die Arbeit an Schulen und die Begleitung der Ehrenamtlichen. Die Kirche sei auch nicht dazu da, regionale Identitäten zu begründen, betonte der Bischof. Besonders an den Grenzen der Landeskirchen gebe es Reformbedarf. "Der Weg zu einer niedersächsichen Kirche ist einen Türspalt offen geblieben", ergänzte Weber.
Auch Pfarrer Harald Welge begrüßte als Vorsitzender des Gemeindeausschusses den Beschluss. "Nach den Voten aus Oldenburg und Schaumburg-Lippe ist die niedersächsische Kirche für den Moment vom Tisch." Beide Landeskirchen hatten die Pläne für eine niedersächsische Kirche ebenfalls abgelehnt. Die Synode der hannoverschen Landeskirche beschloss dagegen, die Reformpläne zu unterstützen.
Welge hatte in der Synode gegen einen Zusammenschluss der Kirchen argumentiert. Die Ausbildung der Pastoren etwa könne auch auf der Ebene der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) geregelt werden. Nötig sei eine Kirche der kurzen Wege, die nah bei den Menschen sei. Niedersachsen sei keine maßgebliche Bezugsgröße, sondern "eine britische Erfindung nach dem Zweiten Weltkrieg". Bei der Diskussion um den Zusammenschluss gehe es auch um Machtfragen, sagte Welge. Die kleinen Kirchen zwischen Ems und Oker sollen von Hannover "an die Leine gelegt werden".
Der Synodale Hans-Jörg Fuhrmann, im Hauptberuf Finanzvorstand der Salzgitter AG, sagte in der Debatte, in der Wirtschaft gebe es zahlreiche Beispiele für gescheiterte Fusionen. Zu große Organisationen würden bewegungsunfähig. Propst Andreas Weiß aus Königslutter ergänzte, das Denken in großen Einheiten werde zu Ende gehen. Oberlandeskirchenrat Peter Kollmar dagegen warb für mehr Zusammenarbeit der Kirchen: "Wir müssen uns auf diesen Prozess einlassen. Wir werden keine politischen Wege gehen können, ohne uns mit Hannover abzustimmen." Jetzt sei die Landeskirche noch stark genug, in einem Reformprozess eigene Forderungen zu stellen. In einigen Jahren könne es dafür zu spät sein.
Der Beschluss im Wortlaut
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15.05.2009
Kategorie: Pressestelle