Braunschweig/Berlin. Landesbischof Weber hat die Religionen dazu aufgerufen, an der Entwicklung einer globalen Rechtsordnung mitzuwirken. Dadurch würden sie ihrer ethischen Verantwortung gerecht, sagte er bei einer Veranstaltung des Tönissteiner Kreises am Samstag, 24. Januar, in Berlin. Um die Konflikte in der Welt zu lösen, reichten moralische Appelle nicht aus. Vertreter der Staaten müssten vielmehr zusammentreten, um die Grundsätze gerechter Regeln zwischen den Nationen zu bestimmen, betonte Weber. Dazu gehöre das Bemühen, von eigenen Interessen abzusehen und die Perspektive anderer Staaten einzunehmen. So könnten Gerechtigkeitsgrundsätze entstehen, die wiederum als Basis für internationale Verträge dienen könnten.
Auf diese Weise, so der Landesbischof, könne die wirtschaftliche Globalisierung ethisch verantwortlich gestaltet werden. Dabei müsse die Bekämpfung von Armut Priorität erhalten. Eine materielle Unterstützung armer Länder reiche nicht aus. Vielmehr sei ihre Teilhabe am Wohlstand notwendig, die langfristig nur durch Chancengerechtigkeit im Zugang zum Weltmarkt erreicht werden könne. Außerdem, so Weber, müsse die wirtschaftliche Globalisierung verknüpft sein mit einer Stärkung der sozialen und politischen Menschenrechte.
Kritisch äußerte sich der Landesbischof zum Projekt Weltethos von Hans Küng. Hier werde ein allgemeiner Bewusstseinswandel zur Voraussetzung einer besseren Weltordnung erklärt. Das Projekt erinnere an alte unverrückbare Weisungen, werde aber der komplexen modernen Gesellschaft und dem demokratischen Diskurs nicht ausreichend gerecht. Für den interreligiösen Dialog forderte Weber die Akzeptanz von Unterschieden. Religionen müssten zum Pluralismus fähig sein und sich gegenseitig die Selbstdefinition ihrer eigenen Position zubilligen. Gefährdet sei ein solcher Dialog von Fundamentalisten und Relativisten gleichermaßen.
Neben Landesbischof Weber hielten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Professor Abdullahi Ahmed An-Na'im (USA) weitere Hauptvorträge.