Braunschweig/Darmstadt (epd). Die Europäer sollten sich nach Auffassung von Landesbischof Weber stärker auf ihre sozialen und friedensstiftenden Werte besinnen. Die Europäische Union werde stattdessen zunehmend von ökonomischen Interessen bestimmt, kritisierte der evangelische Landesbischof am Dienstagabend in einem Vortrag in der Evangelischen Akademie Darmstadt. Die Ökonomie sollte im Dienst der europäischen Integration stehen und dürfe für die Menschen nicht zu einem bedrohlichen Faktor werden. Weber ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Europa fehle nicht die Seele und auch nicht das gemeinsame Wertesystem, sagte Weber. Es fehle die Wertschätzung der Werte. Der Landesbischof wies darauf hin, dass der europäische Integrationsprozess ein Wert an sich sei. Er sei 1945 von zwei einfachen Prinzipien ausgegangen, nämlich "nie wieder Krieg" und "nie wieder Hunger". Daraus sei die Idee einer gemeinsamen Wirtschaft entstanden. Menschen, die sich als Feinde gegenüber gestanden hatten, seien zu Handelspartnern geworden.
Das Christentum hat nach Auffassung Webers prägende Bedeutung für das Gesicht Europas, auch wenn Europa nicht nur durch das Christentum geprägt sei. Christen hätten in Europa die Erkenntnis der Natur als Schöpfung verbreitet und ein Bild vom Menschen, der als Gottes Gegenüber seine unantastbare Würde empfängt, aus der sich die Menschenrechte ableiten ließen.