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19.03.2009 Kategorie: Pressestelle

"Hinter jedem Hügel ein Kirchturm"

Dieter Rammler veröffentlicht "Kleine Braunschweigische Kirchengeschichte"

Braunschweig (epd). "Hinter jedem Hügel ein Kirchturm" ist der Titel eines neuen Buches zur Geschichte der braunschweigischen Landeskirche. Autor ist der Direktor des evangelischen Predigerseminars in Braunschweig, Pfarrer Dieter Rammler. Auf 180 Seiten - illustriert mit vielen Fotos - beschreibt Rammler die historische Entwicklung von der Christianisierung im 8. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Der Autor plädiert dafür, dass die Kirche im Dorf bleiben müsse. Vor allem kleine Kirchengemeinden müssten jedoch weiterhin zu Pfarrverbänden zusammengelegt werden. Bereits heute sei nicht selten ein Pfarrer für fünf oder sechs Gemeinden zuständig. Ohne die wachsende Zahl der Lektoren könne das gottesdienstliche Leben in den Dorfkirchen und Kapellen längst nicht mehr aufrecht erhalten werden, betont der Theologe.

Aus der Sicht Rammlers werden vor allem die 406 Kirchengemeinden mitbestimmen müssen, wohin die Reise geht. Er meint: "Dass die Evangelisch-lutherische Kirche in Braunschweig fortbesteht - selbstständig, selbstbewusst und zur Region hin offen - ist zu erwarten." Im Schlusskapitel "Evangelisch zwischen Tradition und Moderne" ergänzt der Autor die chronologische Darstellung durch einen Blick auf die Amtshandlungen "von der Wiege bis zur Bahre".

So begannen Mitte des 18. Jahrhunderts die Hochzeiten in manchen Gegenden am Donnerstag und dauerten bis Sonntagabend. In Wendeburg soll es Feiern gegeben haben, bei denen drei bis vier Ochsen und sechs bis acht Schweine geschlachtet wurden. Der Getränkekonsum lag bei 18 halben Fässern Bier und einem halben Fass Brandwein.

Kritisch setzt sich Rammler mit der Kirche zwischen 1918 und 1945 auseinander. Die Kirche habe "mit Gott für Kaiser, Volk und Vaterland" mancherorts den Krieg verherrlicht und nicht selten von den Kanzeln Durchhalteparolen verbreitet. Fazit: "Die Befangenheit der Kirche in der Ideologie des Nationalismus und ihre Staatsloyalität um jeden Preis hat nicht nur zur Katastrophe des Jahrhunderts beigetragen, sondern auch dem Scheitern der Weimarer Republik und damit der nächsten Katastrophe den Boden bereitet."

Ein besonderes Augenmerk richtet Rammler auf die jüdische Bevölkerung und die von den Nazis verwüsteten und niedergebrannten Synagogen. Die kirchliche Mehrheit habe geschwiegen. In Teilen sei sie selbst vom Anitijudaismus und Antisemitismus infiziert gewesen. Wohl nur Einzelne wie Pfarrer Georg Althaus hätten sich dagegen aufgelehnt. Althaus musste sechs Monate ins Gefängnis, weil er seine Konfirmanden aufgefordert hatte, sich "nicht an dem Geschrei gegen die Juden" zu beteiligen.

Das Lutherische Verlagshaus in Hannover beschreibt die Publikation als "Geschichtsbuch, Bildband, Lesebuch, Kultur- und Reiseführer". Die Stiftung NordLB/Öffentliche beteiligte sich an den Druckkosten. Dieter Rammler: Hinter jedem Hügel ein Kirchturm. Kleine Braunschweigische Kirchengeschichte. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2009, 180 Seiten, 14,80 Euro, ISBN 978-3-7859-0992-8.

 

Kleine Braunschweigische Kirchengeschichte.

Freuen sich über das neue Buch: Landesbischof Weber, Axel Richter von der Stiftung Öffentliche/Nord-LB, Dieter Rammler und Corina Kruse-Roth vom Lutherischen Verlagshaus (von links nach rechts). Foto: S. Hübner

Beitrag von Manfred Laube (Evangelischer Pressedienst)