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31.10.2008 Kategorie: Pressestelle

Ein Fixpunkt für Kultur und Kirche

Landesbischof erinnert in der Braunschweiger Zeitung an Bedeutung des Reformationstags

Landesbischof Weber hat in der Ausgabe der Braunschweiger Zeitung vom 31. Oktober an die Bedeutung des Reformationstages erinnert. Wir dokumentieren hier seine zentralen Aussagen:
„Am 31. Oktober ist Reformationstag, nicht Halloween. Der Reformationstag ist und bleibt ein Fixpunkt unserer Kultur und natürlich unserer Kirche. Das ist uns gerade durch die Auseinandersetzung mit Halloween neu bewusst geworden. Am 31. Oktober erinnern wir uns an die Errungenschaften der Reformation, wie sie insbesondere durch Martin Luther Gestalt gewonnen hat. Am 31. Oktober 1517, so wird berichtet, hat er seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen, um eine Diskussion über die Erneuerung der Kirche herbeizuführen. Kern seiner Erkenntnis: Der Mensch wird nicht durch fromme Werke vor Gott gerecht, die von der Institution Kirche verordnet werden, sondern allein durch die Heilige Schrift und den persönlichen Glauben an Jesus Christus.
Damit setzte Luther eine regelrechte Emanzipationsbewegung in Gang. Vieles, was uns heute selbstverständlich erscheint, verdankt sich auch und nicht zuletzt dieser Bewegung: die Freiheit des Gewissens, die Entwicklung individueller Menschenrechte, die besondere Wertschätzung von Bildung und Wissenschaft, die Unterscheidung zwischen profan und heilig, die Einsicht in die Notwendigkeit zur religiösen Toleranz, die Kritik an ungerechter Herrschaft, oder auch die Überzeugung, dass Konflikte, selbst Konflikte des Glaubens, am besten im Diskurs gelöst werden. Ohne diese Errungenschaften wäre unsere moderne Demokratie gar nicht denkbar.
In so fern ist der Reformationstag nicht nur der Geburtstag der evangelischen Kirche, sondern auch ein denkwürdiger Tag für unser ganzes Land. Deswegen sind diejenigen Bundesländer zu beglückwünschen, die den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag beibehalten haben. Alle anderen, wie zum Beispiel Niedersachsen, sollten darüber nachdenken, den 31. Oktober wieder als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Mit vier Millionen Mitgliedern umfassen die fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen rund die Hälfte der Einwohner des Landes.
Mit großen Schritten gehen wir auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 zu. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat in diesem Herbst eine sogenannte Luther-Dekade eröffnet. Sie bietet einen Zeitraum von zehn Jahren, in denen zahlreiche Aktionen auf Martin Luther und die Reformation aufmerksam machen. Auch die Landeskirche Braunschweig wird daran in vielfältiger Form beteiligt sein. So starten wir die Luther-Dekade in unserer Region mit einer „Reformandentour": Mehrere hundert Konfirmandinnen und Konfirmanden ziehen am 31. Oktober durch die Straßen ihrer Wohnbezirke und sammeln im Gespräch mit den Einwohnern neue Ideen für die Gestaltung des kirchlichen Lebens. Die Vorschläge sollen bei Gottesdiensten gut lesbar in der Kirche oder an der Kirchentür angeschlagen und verlesen werden.
Die Reformation ist eben nicht nur ein historisches Ereignis, sie ist uns in jeder Zeit neu aufgegeben. Deswegen wollen wir eine Kirche der Erneuerung bleiben, damit die gute Nachricht von der Liebe Gottes zu den Menschen in unserer Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Dieses reformatorische Anliegen ist nicht zuletzt eine ökumenische Aufgabe, die uns in geschwisterlicher Verbundenheit mit allen anderen christlichen Kirchen gestellt ist."

Erinnerung an den Reformationstag.