Leipzig/Braunschweig (epd). Die evangelische Kirche muss sich nach Ansicht von Landesbischof Friedrich Weber intensiver den Konfessionslosen zuwenden. Konfessionslosigkeit sei in Deutschland kein Randerscheinung mehr, sagte der braunschweigische Bischof am 2. Oktober bei der Generalversammlung des Evangelischen Bundes in Leipzig. Allerdings stelle sich die Situation in Ost und West unterschiedlich dar und verlange von der Kirche auch unterschiedliche Angebote.
Der Evangelische Bund ist einer der größten protestantischen Verbände und Träger des Konfessionskundlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die rund 150 Teilnehmer der Generalversammlung beraten bis Sonntag über das Thema "Missionsland Deutschland".
In Ostdeutschland sei Konfessionslosigkeit der "Normalfall", drei Viertel der Bevölkerung seien kirchlich nicht gebunden, sagte Bischof Weber. Wegen fehlender Kenntnisse über biblische Geschichten, Gebete oder Kirchenlieder bestünden bei "ererbter Konfessionslosigkeit" kaum noch Anknüpfungspunkte. Wenn die Kirche in Ostdeutschland neue Mitglieder gewinnen wolle, müsse sie sich für die "Träger und Mitläufer" des DDR-Systems öffnen. Denn ernst gemeinte Mission setze voraus, schlimme Erfahrungen, Verletzungen, Benachteiligungen und Bespitzelung zu vergeben, argumentierte der Theologe.
Als Folge von Kirchenaustritten lässt sich Weber zufolge für Westdeutschland von "erworbener Konfessionslosigkeit" sprechen. Zumeist verfügten Konfessionslose über eigene Erfahrungen mit der Kirche und seien auf religiöse Fragen ansprechbar. Hier müsse sich die Kirche fragen, ob hinter Konfessionslosigkeit eine Absage an christliche Glaubensinhalte oder an die Institution Kirche stehe. Dass konfessionslose Menschen weiter Erwartungen an die Kirche hätten, sollte als Chance begriffen werden, empfahl der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Braunschweig.
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02.10.2009
Kategorie: Pressestelle