Goslar/Hannover (epd). Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber hat den Gesprächsabbruch der Russisch-Orthodoxen Kirche mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) scharf kritisiert. Zur Ökumene gehöre Respekt vor der Haltung des anderen, sagte der evangelische Bischof am Sonnabend in Goslar vor der Synode seiner Landeskirche. Frauen im Pfarramt und Bischöfinnen seien in der EKD eine sehr bewährte Praxis.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche lehnt Frauen im Bischofsamt ab und hat nach der Wahl von Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden der EKD ein Gespräch im November abgesagt. Weber wollte als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und als Catholica-Beauftragter an dem Gespräch teilnehmen.
Weber sagte, er beobachte eine schleichende Tendenz in christlichen Kirchen, Erreichtes und Bewährtes in Frage zu stellen. Das gelte inzwischen auch für einige Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB). Oberlandeskirchenrat Peter Kollmar sagte, das Thema werde im nächsten Jahr bei der Vollversammlung des LWB in Stuttgart eine Rolle spielen.
Auch Käßmann und EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte hatten am 13. November in einem Schreiben an den Moskauer Patriarchen Kyrill I. ihr Unverständnis mitgeteilt. Sie kritisieren, dass einige Vertreter des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche die Wahlen zum EKD-Rat in "unangemessener Weise" kommentiert hätten. Zugleich versichern sie aber, dass die EKD an einer Fortsetzung des Dialogs interessiert sei.
Die EKD bedauere die "kürzlich eingetretene Entwicklung" sehr, stellen die Ratsvorsitzende und der Auslandsbischof fest. Ein für 30. November in Berlin geplantes Treffen zum evangelisch-orthodoxen Dialog seit 1959 findet nach Angaben der EKD nicht statt. Als Begründung wird die Absage von Erzbischof Hilarion genannt. Hilarion steht seit März an der Spitze des Außenamtes des Moskauer Patriarchats.
Die evangelische Kirche sei weiter an einer Fortsetzung des wichtigen theologischen Dialogs "über christliche Zentralfragen" interessiert, schreiben Käßmann und Schindehütte an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Sie erinnern daran, dass unterschiedliche Auffassungen über den geistlichen Dienst von Frauen in der Kirche bisher "kein Hinderungsgrund für fruchtbare zwischenkirchliche Beziehungen auf bilateraler und multilateraler Ebene" gewesen seien.
Der Generalvikar der serbisch-orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, Erzpriester Milan Pejic aus Hannover, äußerte ebenfalls Unverständnis über die Ankündigung aus Moskau. Die russische Kirche habe die Möglichkeit gehabt, sich vor der Wahl zu äußern, denn es sei bekannt gewesen, dass Käßmann kandidiere.
Er habe noch keine anderen negativen Stimmen aus orthodoxen Kirchen zur Wahl der Ratsvorsitzenden gehört, unterstrich Pejic. Die serbisch-orthodoxe Kirche wolle sich in Angelegenheiten anderer Kirchen nicht einmischen: "Wir respektieren die Wahl jeder Kirche für ihren Bischof oder ihr Oberhaupt." Bischöfin Käßmann sei eine gute Repräsentantin des Christentums in Deutschland.