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01.10.2009 Kategorie: Pressestelle

Gemeindekuratoren sollen Pfarrer entlasten

Konsultation berät über Pilotprojekt der braunschweigischen und hannoverschen Landeskirche

Braunschweig (epd). Zu einer "nüchternen Analyse" der Situation kleinerer Kirchengemeinden hat der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber aufgerufen. Vor allem in den östlichen Teilen Deutschlands und auch in Teilen Südostniedersachsens schrumpften die Mitgliederzahlen, sagte der Landesbischof bei der "Konsultation Gemeindekuratoren", die am 30. September in Braunschweig zu Ende ging. "Durchhalteparolen" genügten nicht mehr. Die hannoversche und die braunschweigsche evangelische Landeskirche bilden in einem Pilotprojekt gerade gemeinsam 19 ehrenamtliche Mitarbeiter aus, die als Gemeindekuratoren bezeichnet werden. Sie sollen vor allem in kleinen Dörfern eingesetzt werden, die zu großen Pfarrverbänden gehören und keinen eigenen Pfarrer mehr im Ort haben. Der Ausbildungsplan umschreibt das neue Ehrenamt mit den Worten "Gesicht der Gemeinde", "Ansprechpartner" und "Kümmerer". Die Kuratoren wirken an der Leitung der Gemeinde mit. Sie sollen die Pfarrer entlasten, das kirchliche Leben vor Ort unterstützen und die Kirchen und Kapellen pflegen. Das Pilotprojekt passe in den Reformprozess der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte der hannoversche Oberlandeskirchenrat Hans Christian Brandy: "Es kann gar nicht genug Menschen geben, die sich kundig und sprachfähig machen." Brandy stellte die Finanzierung der Ausbildung weiterer Gemeindekuratoren in Aussicht. Auf dem Lehrplan stehen Baupflege, Kirchenstrukturen, Kirchenrecht, Organisation des Gemeindelebens sowie Spiritualität und Andacht. Die Aufgaben sollen in enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand wahrgenommen werden. Die meisten der neuen Kuratoren sind oder waren Kirchenvorsteher. Als Problem stellte sich bei der Tagung heraus, dass eine präzise Abgrenzung zu den Aufgaben von Pfarrern, Lektoren, Küstern und Kirchenvorstehern schwierig ist. Norbert Nordholt aus der Kirchenleitung der Evangelisch-reformierten Kirche stellte das Modell der "Kirchmeister" vor, die in seiner Gemeinde in Schüttorf in der Grafschaft Bentheim die Pastoren weitgehend von Verwaltungsaufgaben entlasteten. Voraussetzung für den Erfolg sei eine gute Kommunikation. Von der fast 150-jährigen Tradition des Gemeindekuratoren-Amtes in Siebenbürgen berichtete der evangelische Dechant Wolfgang Wünsch. In seiner Kirche sei der Kurator der wichtigste weltliche Repräsentant der Gemeinde und Stellvertreter des Pfarrers. "Wir sprechen tausend Dinge täglich mit dem Kurator ab", unterstrich auch der Gast aus Rumänien. Der Göttinger Theologieprofessor Jan Hermelink warnte vor einem Einzelkämpfertum der Gemeindekuratoren und betonte, das "Gesicht einer Gemeinde" müsse das einer Gemeinschaft sein. Der Ehrenamtliche dürfe nicht durch ein unklares Aufgabenprofil mit Anforderungen überladen und überlastet werden. Mehr zum Thema Gemeindekuratoren  

Vortrag zum Thema Gemeindekuratoren: der Göttinger Theologieprofessor Jan Hermelink.

Beitrag von Evangelischer Pressedienst