Braunschweig. Manchmal erzielen Überschriften eine größere Wirkung als die Artikel, über denen sie stehen. Am 17. Juli erschien die Braunschweiger Zeitung mit der Schlagzeile auf Seite eins: „Kirchen in Not - es fehlen Millionen". In dem Artikel dazu ging es um die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Entwicklung der Kirchensteuer. Ob allerdings die „Kirchen in Not" sind, ist mindestens eine Frage der Interpretation, wenn nicht gar der persönlichen Meinung.
Richtig ist, dass die Kirchen genauso wie der Staat Steuerrückgänge verkraften müssen. Das aber ist nichts Ungewöhnliches und auch nichts, was die Kirchen in Panik versetzen muss. Finanzschwankungen hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, mal mehr, mal weniger.
Das liegt eben daran, dass die Kirchensteuer an die Lohn- und Einkommensteuer und damit auch an die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land gekoppelt ist. Geht es mit der Wirtschaft bergauf, profitieren die Kirchen davon; geht es mit der Wirtschaft bergab, leiden sie darunter. Denn die Kirchensteuer ist mit etwa zwei Dritteln ihrer Einnahmen die zentrale Finanzquelle der Kirchen.
Wobei die Kirchen im Gegensatz zum Staat nicht verschuldet sind, sondern zumeist eine vorausschauende Finanzpolitik betreiben, die sie auch in Krisen handlungsfähig bleiben lässt. Und natürlich führen nachhaltige Steuerrückgänge zu Veränderungen der Institution Kirche. Dafür sorgen die Leitungsorgane.
So hat sich die kirchliche Struktur immer wieder verändert. Stets mit dem Ziel, die Botschaft der Kirche unverändert öffentlich erkennbar zu halten. Dass dies seit nunmehr 2000 Jahren gelingt, ist für Christen ein Zeichen der Gegenwart und Barmherzigkeit Gottes.
Im Horizont dieser Zuversicht stehen auch die kirchlichen Veränderungsprozesse in der aktuellen Wirtschaftskrise. Wobei hier nichts schön zu reden ist. Nach menschlichem Ermessen müssen die Kirchen künftig mit deutlich weniger Geld zurecht kommen als bisher. Das aber wird Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft haben, nicht nur auf die Kirchen selbst.
Das sollten diejenigen bedenken, die den Kirchen - teilweise mit unverhohlener Häme und mit Hass - wohl gefüllte Schatztruhen unterstellen. Denn es kann doch gar kein Zweifel daran bestehen, dass das soziale und kulturelle, wirtschaftliche und politische Leben in unserem Land ohne den Beitrag der Kirchen dramatisch ärmer und ärmlicher aussehen würde.
Deswegen ist es gut, dass die Kirchen wie alle anderen gesellschaftlichen und politischen Akteure Gegenstand der Berichterstattung in den Medien sind. Dazu gehört auch, dass immer wieder ihre strukturelle und finanzielle Entwicklung beleuchtet wird. Wie die Medien das tun, liegt allerdings in deren Verantwortung.
Die Kirchen werden derweil möglichst unaufgeregt ihre Strukturen den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen, um den Menschen auch Morgen das Evangelium von Jesus Christus nahe zu bringen. Darauf ist Verlass.