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02.04.2008 Kategorie: Pressestelle

Zahl der Pfarrerinnen steigt

Landesbischof Weber erinnert an 40 Jahre Frauenordination in der Landeskirche

Braunschweig. Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat den Frauen im Pfarramt für ihre „kräftige und an vielen Stellen hochkreative und wirksame Mitarbeit" gedankt. In einem Brief an die Pfarrerinnen und Pfarrer erinnert er an die Einführung der Frauenordination vor vierzig Jahren. Am 4. April 1968 wurden die ersten sechs Theologinnen in der Landeskirche Braunschweig von Landesbischof Dr. Gerhard Heintze ordiniert. Zu ihnen gehörten Mechthild Brauer, Gertrud Böttger, Doris Gaßmann, Annemarie Marx, Gudrun Hahn und Ingeborg-Charlotte Neubeck. Sie seien „Pionierinnen der Frauenordination", schreibt Landesbischof Weber, und gratuliert ihnen zu ihrem 40-jährigen Ordinationsjubiläum.

Der Landesbischof unterstreicht, dass es ein Zurück hinter die erreichte Situation „nicht geben kann und nicht geben darf". Es sei ihm „außerordentlich wichtig", dass qualifizierte Frauen als Pfarrerinnen und Theologinnen dazu beitragen, dass die Kirche für Frauen und Männer, Mädchen und Jungen Heimat und ein Raum zum Leben sei. Er wisse, dass seine Haltung von der überwältigenden Zahl der Gemeinden geteilt werde.

Wenn es sehr selten noch dazu komme, dass die gemeinsame Verwaltung des Heiligen Abendmahls verweigert wird, sei das nach seinem Verständnis ein Verhalten, „das mit den Buchstaben und dem Geist unserer Verfassung nicht übereinstimmt". Die Kritiker der Frauenordination fordert der Landesbischof deshalb auf, die eigene Position zu bedenken und „wenn irgend möglich" zu korrigieren. Dass es in den zurückliegenden Jahren immer noch einmal wieder zu einer mangelnden Gemeinschaft von Frauen und Männern im Ordinationsgeschehen kam, sei ein „offenes Problem und Ärgernis".

Weber betont, die Landeskirche müsse sowohl durch die Gesetzgebung als auch durch unterstützende Maßnahmen und Meinungsbildung vor Ort dazu beitragen, dass es von formaler Gleichstellung von Frauen zu vollständiger Teilhabe kommt und dass die erreichten Fortschritte nicht gefährdet werden. Die wesentliche Herausforderung in den kommenden Jahren bestehe darin, eine Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie zu gewinnen.

Die Zahl der Pfarrerinnen in der Landeskirche Braunschweig ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen. Derzeit versehen 79 Frauen und 240 Männer ihren Dienst im Pfarramt (vor zehn Jahren waren es 55 Frauen). Vier von 13 Propsteien werden von einer Frau geleitet (Bad Gandersheim, Bad Harzburg, Schöppenstedt und Vechelde). Die formale Gleichstellung von Männern und Frauen im Pfarramt besteht in der Landeskirche allerdings erst seit 1977. Zuvor galten immer noch eine Reihe einschränkender Vorschriften. So mussten Frauen zum Beispiel bei einer Eheschließung aus dem Dienst entlassen werden.

Der Weg zur Frauenordination war von großen theologischen Kontroversen begleitet. Die Kritiker vertraten unter anderem die Auffassung eine solche Regelung widerspreche der Schöpfungsordnung Gottes, nach der die Frau dem Mann untertan zu sein habe. Erst die Wahl des damaligen Hildesheimer Superintendenten Dr. Gerhard Heintze zum Landesbischof am 8. April 1965 sorgte für eine Öffnung. Sein Vorgänger Martin Erdmann und auch andere Mitglieder des Landeskirchenamtes hatten die Frauenordination abgelehnt.

Entscheidende Bedeutung für die Einführung kam der Landessynode und ihrem Gemeindeausschuss zu. Hier gab es viele Befürworter der Frauenordination. So beschloss die Synode am 23. Januar 1968 mit verfassungsändernder Zweidrittelmehrheit im Gemeindesaal der Braunschweiger Katharinenkirche ein entsprechendes Pastorinnengesetz. Letzteres war maßgeblich vom damaligen Rechtsreferenten der Landeskirche, Oberlandeskirchenrat i.R. Jürgen Kaulitz (Wolfenbüttel), erarbeitet worden. Ähnliche Gesetze waren bereits 1963 in der hannoverschen Landeskirche und 1966 in Oldenburg verabschiedet worden.

Die Geschichte der Frauenordination ist unter anderem in einem Buch dokumentiert, das vom Landeskirchenamt vor zehn Jahren herausgegeben wurde: Mit Phantasie und Tatkraft - 30 Jahre Frauenordination in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Herausgegeben von Ulrike Block-von-Schwartz. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1998, 144 Seiten, ISBN 3-926701-36-6.

Erste Frauenordination in Braunschweig: Mechthild Brauer, Gertrud Böttger, Doris Gaßmann, Annemarie Marx, Gudrun Hahn und Ingeborg-Charlotte Neubeck. Foto: Archiv